Vegetarisch essen in Nicaragua: mehr als Reis und Bohnen

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Das Essen in Nicaragua ist nach meinem bisherigen Eindruck vor allem eins: simpel.
Ein paar Grundzutaten aus denen die alltäglichen Mahlzeiten zubereitet werden. Dazu gehören Reis, Bohnen, Mais, Eier, Käse und Kochbananen.
Wenn man sich selbst versorgt, kann man aber auch hier relativ leicht meine Vorstellungen von einer natürlichen, abwechslungsreichen und gesunden, vegetarischen Ernährung erfüllen.Bestandteil (nahezu) jeder Mahlzeit hier ist Reis. Als Beilage (und Besteckersatz!)  gibt es immer Maistortilla. Ansonsten werden in ärmeren Haushalten Bohnen, Ei und Käse dazu gegessen. Die, die es sich leisten können, essen (für mich erstaunlich) häufig Fleisch, während Gemüse eher selten auf den Tisch kommt. Einzige Ausnahme ist die Kochbanane, die je nach Reifezustand gekocht, gebraten oder in Scheiben frittiert wird und mir in allen Varianten schmeckt! Dass so wenig Gemüse gegessen wird, ist für mich angesichts der durchaus vorhandenen Vielfalt ziemlich unverständlich, aber für die Menschen hier ist einfach erste Priorität, dass die Mahlzeit sättigt und für die meisten ist es ein Luxusproblem sich über Vitamine, Mineralstoffe und eine abwechslungsreiche Kost Gedanken zu machen.

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Meine Ausbeute vom Wochenmarkt in Estelí

Kulinarisch fallen einem in Nicaragua besonders zwei Dinge ins Auge: Gallo Pinto  und die Obststände an jeder Straßenecke. Gallo Pinto („bemalter Hahn“) ist das Nationalgericht, bestehend aus Reis und Bohnen, die separat gekocht und dann einfach vermischt oder noch einmal gemeinsam angebraten werden. Obwohl ich es anfangs selbst unvorstellbar fand, gibt es tatsächlich viele verschiedene Zubereitungsarten für dieses Gericht, und die kleinen Unterschiede bewirken, dass es jedes Mal anders schmeckt, egal wo und wann man es isst.

Die Obststände findet man an den Hauptstraßen wirklich an jeder Ecke, egal an welchem Tag der Woche. Dort kann man sich wunderbar mit reifen, saisonalen Früchten, einigen Gemüsesorten und Kochbananenchips, dem typischsten Snack in Nicaragua, versorgen. Manche Stände verkaufen auch Chips aus Kartoffeln und Yucca. Stand ist dabei eigentlich übertrieben, denn viele Verkäufer laufen einfach mit einem großen flachen Korb auf dem Kopf herum, aus dem sie ihre Waren verkaufen.

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Marktstand in Estelí

Ein positiver Nebeneffekt der schwach ausgeprägten Importe von ausländischen Produkten ist, dass es hauptsächlich das gibt, was gerade Saison hat und lokal produziert wird. In Deutschland muss man sich schon bemühen und aktiv werden, um an saisonale Produkte aus der Region zu kommen. Hier dagegen ist das (wie früher überall auf der Welt) noch der Normalzustand und das finde ich sehr schön.

Jeden Freitag gibt es hier einen Regional-Bauernmarkt, auf dem ganz viele (zum Teil biologisch hergestellte) Produkte aus der Umgebung verkauft werden. Das sind hauptsächlich Obst und Gemüse, aber auch Käse, Joghurt, Tee, Honig und Kunsthandwerk.

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Im Kontakt mit anderen deutschen Freiwilligen ist mir schnell klar geworden, dass ich es auch kulinarisch bei meiner Gastfamilie echt gut getroffen habe. Die Gastmutter ist, wie es der Zufall will, selbstständige Köchin und versorgt nicht nur ihre Familie und zahreichen Untermieter (außer mir wohnen noch eine andere deutsche Freiwillige und ca. 10 nicaraguanische Studenten dort), sondern kocht auch regelmäßig für größere Veranstaltungen. Dabei ist sie merklich auf Abwechslung  und Ausgewogenheit bedacht, was ich sehr zu schätzen weiß, denn für die meisten Einheimischen ist der einzige Anspruch an ihre Nahrung, dass sie sättigt.

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Meine Frühstücks-Bowl mit Porridge und frischem Obst

Anstatt mich komplett selbst zu versorgen, hatte ich gleich am zweiten Tag entschieden, mich mittags von ihr bekochen zu lassen und nur mein Frühstück und Abendessen selbst zu machen, um in meiner Mittagspause nicht in Stress zu geraten. Dass ich kein Fleisch möchte, war für sie überhaupt kein Problem und es ist rührend, wie viel Mühe sie sich gibt, extra für mich immer ein leckeres Gemüsegericht zuzubereiten. In den ersten Tagen bekam ich meist eine Kombination aus Reis und Nudeln, aber seit ich über eines ihrer Gemüsegerichte ins Schwärmen geriet und ihr sagte, dass ich jede Art von Gemüse liebe, bekomme ich das jetzt auch jeden Tag! 🙂

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Vegetarisch essen in Nicaragua: Gemüseeintopf mit Reis, Salat und frittierter Kochbanane

Im großen und Ganzen habe ich also großes Glück, denn ich bekomme die landestypische Küche hautnah mit, muss mich aber keinesfalls einseitig ernähren oder auf Dinge verzichten, die mir sehr wichtig sind. Dazu gehören ein ausgewogenes, gesundes Frühstück (bei mir meistens ein Müsli oder Smoothie aus Haferflocken, Obst und Nüssen), etwas frisches zu jeder Mahlzeit (irgendeine Art von Obst oder Gemüse, auch wenn es nur eine Tomate zum Käsebrot ist) und möglichst natürlich zubereitete Gerichte.

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Vegetarisch essen in Nicaragua: mit Ei und Käse überbackene Zucchini und Reis

Im Vorhinein hatte ich gelesen, dass das Essen hier sehr einseitig ist, meist nur aus Kohlenhydraten besteht und vor Fett trieft. Nicht gerade meinen sonstigen Gewohnheiten entsprechend. 😉 Tatsächlich ist es aber gar nicht so schwierig, sich hier gesund zu ernähren. Klar gibt es viel weniger Auswahl an Produkten als zu Hause (und manches fehlt mir auch hin und wieder), aber man kann sich hier zweifellos ernähren ohne einen gravierenden Mangel erleiden zu müssen. Ob man gesund isst oder nicht, hat man wie in anderen Ländern auch selbst in der Hand. Klar gibt es viel künstliche, hochverarbeitete Produkte, fettiges Fastfood und Süßes ist meist extrem überzuckert. Aber es gibt auch genug anderes, sodass man diese Dinge (bis auf ein paar kleine Ausnahmen hin und wieder) leicht meiden kann.

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