Spanien: Urlaub in Quarantäne
Ok, den Urlaub hatte ich mir ein bisschen anders vorgestellt.
Statt Strandspaziergängen und Wassersport standen auf dem Programm: Das Meer vom Balkon aus betrachten und gespannt das Klopfen an der Tür als Zeichen für meine nächste Essenslieferung abwarten.
Warum ich die Zeit in Quarantäne trotzdem genießen konnte und einige wertvolle Erkenntnisse für mich daraus mitnehme, kannst du in meinem neuesten Blogbeitrag lesen.
Am Anfang lief alles nach Plan…
Mit der Absicht, für 4 Wochen dem deutschen Winter zu entkommen und verschiedene Orte meiner zweiten Heimat in Spanien zu besuchen, stieg ich am 9. Januar in Frankfurt ins Flugzeug. Destino: Málaga.
Die ersten 4 Tage verbrachte ich in Marbella und machte von einem schönen Airbnb aus remote-work. Die sonnige Terrasse mit Blick aufs Meer und die Strandspaziergänge zum Sonnenuntergang waren für mich eine 100%-ige Bestägigung, dass ich alles richtig gemacht hatte. So ein hartnäckiger Virus sollte mich nicht länger davon abhalten, mein Gesicht in die Sonne zu halten und mich in spanische Gelassenheit zu versenken.
Granada: Heiter. Strahlend. Frostig.
Weiter ging es nach Granada – ein Ort, an den ich seit meiner Erasmus-Zeit immer wieder liebend gerne zurückkomme und wo mein spanisches Herz sich „en casa“ fühlt.
Granada liegt auf 738 m Höhe und empfängt dich im Januar angenehm mild (18 Grad tagsüber/in der Sonne) bis frostig kalt (-2 Grad nachts/im Schatten). Das kannte ich schon, aber trotzdem war ich auf ein Leben ohne Heizung bei diesen nächtlichen Temperaturen vielleicht nicht ganz vorbereitet. Erkältung vorprogrammiert…?
Trotzdem war es eine wunderbare Woche, in der ich viel Zeit mit meinen spanischen Freundinnen verbracht habe, auf alten Lieblingspfaden unterwegs war und diesen wunderschönen Blick auf die schneebedeckte Sierra Nevada genossen habe, an dem ich mich niemals sattsehen werde.
Fuerteventura. Starker Glücksfall?
Nach 2 Wochen Andalusien ging es für mich dann sonntags morgens früh um 6:45 Uhr wieder hoch über die Wolken. Destino: Fuerteventura.
Noch so ein altes Stück Heimat, denn auch dort habe ich vor vielen Jahren schon mal zwei Winter verbracht (als Segellehrerin).
Nachdem ich in Andalusien eigentlich meinen normalen Alltag – hauptsächlich bestehend aus Essen, Sport, Yoga, Schlafen – weitergelebt hatte, wollte ich auf der Insel nun eine Woche Urlaub mit meiner besten Freundin machen und endlich mal wirklich abschalten.
Die Füße hochlegen, Lesen, Entspannen, Nichtstun. Das war der Plan. Hat auch fast geklappt. Nur, dass ich diese Liege im Grünen nach zwei Tagen gegen das Hotelzimmer tauschen musste.
Diagnose: Corona-positiv. YAY.
Von da an bestanden meine Tage daraus, meine Yogamatte aus- und wieder einzurollen, das Meer vom Balkon aus zu bewundern (so eine schöne Quarantäne haben wohl die wenigsten!) und das Klopfen an der Tür abzuwarten, als Ankündigung meiner nächsten Essenslieferung.
Urlaub in Quarantäne: Das ist echte Entschleunigung.
Nach dem ersten Schock begann ich diese Zeit wirklich zu genießen. Meine Freundin hatte sich unerklärlicherweise nicht bei mir angesteckt und genoss den restlichen Urlaub ohne mich.
Und mir kamen schon am ersten Tag so viele Ideen, wie ich diese Woche verbringen könnte, dass ich über mich selbst lachen musste und dachte: Hm, ganz schön kurz so eine Woche.
Unter den Ideen waren: Stundenlang meditieren, Lesen, Podcasts hören, aufwändige Flechtfrisuren machen, Yoga üben, Essen bis ich platze, neue Artikel schreiben, meinen Umzug planen, mit meinen Eltern telefonieren, …
Zunächst aber tauschte ich meinen Resturlaub gegen Arbeit und hatte für die nächsten 3 Tage schon mal eine gute Beschäftigung.
Guten Morgen, Urlaub!
Das Verrückte war: Nach der ersten Nacht in Quarantäne wachte ich auf mit dem Gefühl: Jetzt beginnt mein Urlaub.
Was bedeutet Urlaub eigentlich? Mir wurde klar, dass es für mich viel weniger damit zu tun hat, ob ich arbeite oder nicht. Womit ich tatsächlich meine Zeit verbrachte, spielte kaum eine Rolle. Aber das Wie, das Mindset, die innere Haltung, mit der ich durch meinen Tag ging, machte den entscheidenden Unterschied.
Die Quarantäne war also der Beginn meines Urlaubs von dem selbstauferlegten Programm, das normalerweise meinen Alltag bestimmt. Ob Wochentag, Wochenende oder Urlaubstag – meine Tage bestehen zum Großteil aus Arbeit, Sport, Essen und soziale Kontakte pflegen. Kaum eine Minute bleibt ungefüllt. Effizient nennt man sowas glaub ich. Das hatte ich perfektioniert.
Ich begann, das Privileg wertzuschätzen, diese Auszeit geschenkt bekommen zu haben. Und das in so schöner Umgebung. Also fing ich an, die Sonnenaufgänge fotografisch festzuhalten.
Ich dachte: Wenn ich jetzt das Gefühl habe, Urlaub zu machen, wo ich fast nichts von dem tun kann, was ich normalerweise in meinem Urlaub getan hätte, dann …
… wird es wohl Zeit, meine Vorstellung von Urlaub zu überdenken. Und überhaupt meine Vorstellung von Auszeit, Pause, Erholung, Entspannung. Mal wieder.
Zeit für Erkenntnis
Es ist ja nicht so, dass ich nicht schon den ein oder anderen Blogbeitrag zu diesem Thema geschrieben hätte. Dass ich nicht schon das ein oder andere Mal in meinem Leben zu der Erkenntnis gekommen bin, dass mir etwas mehr Ruhe und Entschleunigung durchaus guttäten.
Aber du kennst das: Von der Einsicht zur Umsetzung ist es manchmal ein großer Schritt.
Während die Tage so vergingen (und der Wüstenwind Kalima die Sonnenaufgänge zunehmend im Dunst verschwinden ließ), fragte ich mich, wie ich es zurück in der Freiheit denn schaffen könnte, mir auch ohne erzwungene Quarantäne öfter mal so eine Auszeit für mich zu nehmen.
Hier mein Masterplan:
- Für jede Stunde Sport, die ich mache, nehme ich mir ab jetzt auch eine Stunde Zeit für Entspannung (zB. Yin Yoga, Meditation, Lesen, Nichtstun).
- Ich fülle meine Woche nicht mehr 24/7 mit Aktivitäten, sondern lasse Zeitfenster für Spontanität frei, in denen ich aus meinem Bauchgefühl heraus entscheiden darf, was ich tun (oder lassen) möchte.
- Ich trage ein neues Armband als Erinnerung an diese Vorsätze und dass mein Wert nicht davon abhängig ist, möglichst ohne Pause etwas zu schaffen, leisten oder erledigen.
Heute ist der letzte Tag meiner Quarantäne. Der Himmel wird langsam wieder klarer – und auch der Dunst in meinem ständig-viel-zu-beschäftigten Geist hat sich etwas verflüchtigt.
Ich sehe jetzt klarer, was für mich wichtig und richtig ist.
Woher auch immer der Impuls kam: Ich bin dankbar für diese Erinnerung.
Hast du noch Fragen, wie ich die Quarantäne erlebt habe oder möchtest du mir von deinen Erfahrungen damit berichten? Dann freue ich mich sehr über einen Kommentar von dir!
Alles Liebe,
Johanna
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